Balkan-Tour 2011

 
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Eine Balkantour war schon lange geplant gewesen: bereits 1972 hatte ich vor, die Insel Korĉula, den Plavsker See und Ohridsee zu besuchen. Damals aber war ich ein 16jähriger Junge mit einem Mofa - nicht gerade ein geeignetes Fahrzeug für eine solche Tour. Aus dieser Zeit stammen aber meine beiden "Grieben-Reiseführer", die selbst heute noch nach all den Jahren neuwertig in meinem Bücherschrank stehen.

 

 

 

Im Sommer 1990 wäre es übrigens fast dazu gekommen, dass ich mit meiner BMW K75 die Tour unternommen hätte - kurzfristig entschloss ich mich morgens beim Losfahren jedoch zu einer weiteren Fahrt nach Schottland. Warum? Ich kann es bis heute nicht genau sagen...  

 

Vielleicht war es aber gut so, denn im Herbst dieses Jahres begann der unseelige Balkankrieg und Jugoslawien zerfiel mit all den furchtbaren Zwischenfällen, deren Erinnerungen man selbst heute noch nach so vielen Jahren vorfindet.  

Erst im Herbst 2010 wurden die Ideen für eine Balkantour wieder konkreter. Auch das Kosovo war endlich aus den Schlagzeilen mit den schrecklichen Kriegsberichten verschwunden, und die Region erschien mir und meinen beiden Mitreisenden Klaus und Peter sicher genug für eine abenteuerliche Reise. Im Frühjahr 2011 wurde schließlich die Fähre Venedig-Igoumenitsa (sparsam wie wir sind ) mit 30%-Frühbucherrabatt gebucht...  

Inzwischen sind wir zurück, und die Nachbereitung läuft auf vollen Touren. Selten gibt es wohl die Gelegenheit überprüfen zu können, ob und in welchem Umfang die 40jährigen Grieben-Reiseführer (den Verlag gibt es schon gar nicht mehr!) immer noch aktuell sind. Also, dann mal los mit der Geschichte - das Tagebuch mit Fotos folgt anschließend...

 

Durch die Schluchten des Balkan - Gegensätze intensiv erfahren!

Karl Mays Romane mit Kara Ben Nemsi und Hadschi Halef Omar kenne ich seit meiner Kindheit. Wundert es, wenn für mich als Jugendlicher feststand: eine Reise „durch die Schluchten des Balkan“ musst du auch einmal machen – und am besten auf dem „Rücken“ eines Motorrades...

1976 gab ich von meinem Taschengeld sage und schreibe 19,60 DM für die beiden GRIEBEN-Reiseführer „Yugoslawien Adriaküste und Inseln“ sowie Band 2 „Binnenland“ aus – diese Investition war jedoch ein Flopp, denn die Reise trat ich damals mangels Geld und Fahrzeug nicht an. Schade, denn der Grieben versprach Abenteuer pur: „Albanien gehört ... zu den unbekanntesten Ländern in Europa, obwohl es fast in der Mitte des europäischen Südostens liegt. Nicht nur durch die jetzigen politischen Verhältnisse, sondern überhaupt durch die späte Einreihung des Landes in den Lauf der europäischen und der Weltpolitik blieb es vom Fremdenverkehr lange Zeit unbeachtet. Deshalb wird eine Reise nach Albanien noch immer als besonderes Erlebnis betrachtet.“ *

Auch in den 90ern blieben für mich die Schluchten versperrt: Yugoslawien begann mit den furchtbaren Kriegswirren auseinanderzufallen – keine wirklich günstige Zeit für eine Motorradtour, die ich noch dazu alleine hätte unternehmen müssen, denn niemand hatte damals Interesse an diesem Reiseziel.

Es mussten noch einmal viele Jahre vergehen, bis alle Bedingungen für meine so lange geplante Motorradreise passten: keine  kriegerischen Auseinandersetzungen mehr, dafür aber zwei gute Freunde aus dem Dorf, die ebenso wie ich Reiseenduros besitzen und die das Abenteuer lieben, und unsere Ehefrauen, die wiederum uns lieben und uns für zwei gute Wochen ziehen ließen.

Wir hatten uns inzwischen mit aktueller Reiseliteratur sowie modernem Karten- und  Navigationsmaterial ausgerüstet. Das abenteuerliche  Albanien gab es im Bergland abseits der Küste wohl immer noch. Würden wir vielleicht sogar einige Straßen, Täler oder Ortschaften vorfinden, die noch so waren, wie sie in meinen beiden vierzig Jahre alten Reiseführern beschrieben waren? Unser albanisches Abenteuer nahm seinen Lauf...

„Die Zahl der Ausländer, die Albanien als Touristen besuchen, ist noch immer gering... Für die Einreise nach Albanien wird ein Einreise- oder Transitvisum benötigt, das von den Auslandsvertretungen Albaniens erteilt wird.“ *

Der Grenzübergang von Griechenland nach Albanien ist ein Klacks – keine 5 Minuten sind für den Einreisestempel nötig. Der freundliche Zöllner drückt mir neben meinem Reisepass gleich noch einen kleinen Zettel mit einer Adresse in die Hand, um nebenbei ein paar Fremdenzimmer in der südalbanischen Küstenstadt Sarande zu vermitteln. Wir sind natürlich dankbar dafür – auch wenn wir wie geplant gleich bis nach Gjirokaster fahren.

„30.000 Einwohner, eine Art Museumsstadt in schöner Lage am Fuß des Mali-i-Gjere-Gebirges (1800m), die den Eindruck einer großen Festung macht: unterhalb der mächtigen Burg aus dem 14. Jahrhundert liegen die wie Festungstürme gebauten Häuser auf durch Sturzbäche gespaltenen Hängen...“

Die Geburtsstadt des ehemaligen albanischen Diktators Enver Hoxha steht heute auf der Liste des UNESCO-Weltkulturerbes, hat aber knapp 10.000 Einwohner weniger als  im Grieben vermerkt. Der Abend auf der Terrasse unseres Hotels hoch über der historischen Altstadt und die Übernachtung in dem mehr als dreihundert Jahre alten Steingebäude ist die perfekte Einstimmung auf die kommenden Tage. Das Kribbeln im Bauch war da!

„Die Verkehrslage wird erst in neuester Zeit verbessert. Vor dem Ersten Weltkrieg gab es in Albanien weder Eisenbahnen noch befestigte Straßen... Die einzigen Verkehrsmittel... waren Dampfschiffe, ...während im Binnenland nur Karawanenstraßen existierten. [1972 würden aber bereits] Autostraßen [und] annehmbare Straßen... einige größere Städte [verbinden]."  *

Alle unsere Straßen in Albanien waren (von Baustellen einmal abgesehen) bisher geteert. Es handelte sich um küstennahe „Fernstraßen“, die auf unserer modernen albanischen Landkarte aus dem Jahr 2009 als dicke rote Striche eingezeichnet waren. Kurz hinter Gjirokaster wird der Fahrbahnbelag schlechter und üble Bodenwellen und Schlaglöcher werden ebenso wie Rollsplitt in Außenkurven völlig normal.

Etwas blauäugig biegen wir mittags knapp 10km vor Përmet von der Hauptstraße ab und erleben eine „Sonstige Straße“: es geht auf knochentrockenem Schotter durch immer dichter werdende Hotova-Tannenwälder in Richtung Bergdorf Frashër in die südalbanischen Berge hinein. Schnell sind die beiden TransAlp PD10 meiner Freunde und meine GS von oben bis unten eingestaubt, obwohl wir weit auseinandergezogen fahren, um die Luftfilter nicht zu sehr zu belasten. Die Helmvisiere sind wegen der hohen Temperaturen stets weit geöffnet. Auf den Zähnen knirscht daher der Staub. Auch wenn teils handballgroße Steine wild verstreut auf der einspurigen Piste liegen, kommen wir gut voran.

In Frashër hört dann die „Sonstige Straße“ auf und ein „Fahrweg“ beginnt. Der Unterschied wird schnell klar: einerseits rollen unsere Maschinen inzwischen nur noch über tennisballgroße Steine (soweit Entwarnung), andererseits aber windet sich der Fahrweg in immer engeren Kurven mit dermaßen heftigem Gefälle bergab, dass wir gelegentlich anhalten und zu Fuß um einen Felsenvorsprung vorausgehen müssen, um den weiteren Verlauf der offroad-Strecke zu erkunden. Und dann sind da auch noch die teilweise mit Schlammwasser gefüllten Spurrillen, die für mehr als eine atemberaubende Rutschpartie sorgen. Im Verlauf dieses Nachmittages haben wir fast unseren gesamten Vorrat an Trinkwasser verbraucht. Wenig später kommt der erste Check, ob noch genug Sprit im Tank ist – die Sache wird heftig!

Seit einer Stunde sind wir aus dem ersten Gang nicht herausgekommen. Fast schon „Erlösung“ ist dann das nasse Ende der staubigen Piste mit der knietiefen Furt durch die  Lengarica: kaum stehen die Motorräder immer noch tropfend am anderen Ufer, da hüpfen wir schon in Unterhosen in einen tiefen Badegumpen gleich neben der Furt...

„Die Unterkunft wird Reisenden ausschließlich durch das staatliche Reisebüro Albturist … zugewiesen. Zimmervorbestellung ist deshalb erforderlich.“ *

Ein paar Tage später erreichen wir in den frühen Abendstunden Kukes dicht an der Grenze zum Kosovo. Während wir noch mit laufenden Motoren am Straßenrand stehen und uns überlegen, wie wir die Hotelsuche angehen wollen, werden wir angesprochen: „Hey, kommt ihr aus Niedersachsen?“

Ferati Izmir aus Hannover macht gerade Urlaub in seiner Heimat, hatte aufmerksam das kleine Landeswappen auf unseren Kennzeichen erkannt, und zufälligerweise gehört seinem Onkel das einzige und daher beste Hotel im Ort, in dem auch schon mal Sali Berisha, der Ministerpräsident Albaniens logiert haben soll – Zufälle gibt es...

Im „Hotel Adria“ angekommen erhalten wir sofort und problemlos ein großes Zimmer –  nach kurzer und freundlicher Preisverhandlung mit dem ebenfalls deutschsprachigen Onkel zum 3-Mann-„all inclusiv“-Preis von 50,-€ für die Nacht.

„Erst duschen. Nach Essen könnt ihr Motorräder unten auf Hof fahren – aber noch ist da Hochzeit. Also später... Oder lasst Motorräder oben vor Haus stehen. Passiert nichts. Kein Problem. Wärter passt ganze Nacht auf...!“ Wir gucken uns mit weit geöffneten Augen an. Mal sehen, was der Abend so bringt.

Schon während der Preisverhandlungen hatte jeder von uns schon zwei kalte albanische  Korca-Biere getrunken. In bester Laune beziehen wir daher unser 3-Mann-Suite im zweiten Stockwerk, reißen das Fenster weit zum Lüften auf und verteilen unsere  verschwitzten Motorradjacken auf den Betten. Ich muss noch meine Tasche mit der Wechselwäsche vom Motorrad holen und verzichte daher freiwillig darauf, als Erster zu duschen.

Wenig später bin ich mit meiner Tasche wieder im Zimmer. Die Dusche ist zwar immer noch besetzt, ansonsten ist der Raum aber leer. Ich kann nicht verstehen, dass das Fenster schon wieder geschlossen ist und öffne es erneut. „Wann kann ich duschen?“ rufe ich laut und schmeiße meine verstaubte Ortliebtasche aufs Bett. Erst jetzt fällt mir zu meinem größten Entsetzen auf, dass auf dem Nachbarbett  Damengarderobe und Make-up verstreut liegen! Hier stimmt etwas ganz und gar nicht! Sekunden später renne ich trotz der schweren  Packtasche und meiner klobigen Endurostiefel immer gleich drei Treppenstufen auf einmal nehmend eine weitere Etage empor. Jetzt erst bin ich in der zweiten Etage angekommen und öffne unsere Zimmertür. Die Jungs schütteln sich vor Lachen, als ich ihnen die Geschichte vom falschen Stockwerk erzähle. Mir selbst ist jedoch gar nicht  wohl – würden albanische Ehemänner auch lachen, wenn ein Fremder die holde Gattin beim Duschen stört? Und was ist, wenn ich später vielleicht wieder erkannt werde...?

Nach dem Abendessen gehen wir gemeinsam (ich finde das besser so!) noch einmal hinaus zu den geparkten Motorrädern. Alles ist absolut in Ordnung. Der Wärter lächelt uns zu. Wir entschließen uns, den Parkplatz heute Abend nicht mehr zu verlegen.

Ich schaue mich noch einmal um: keine Albanerin zeigt mit dem Finger auf mich und ruft „Lustmolch!“ – kein bewaffneter Albaner erklärt mir die Blutrache. Der Zimmerirrtum scheint folgenlos zu bleiben.

„Die bunten Nationaltrachten sind fast verschwunden, und durch die Industrialisierung des Landes ändert sich naturgemäß auch das Brauchtum; Volkstänze und ähnliche Folklore sieht man meist nur noch im Theater und auf touristischen Veranstaltungen.“ *

Wir stehen oben am Geländer des Parkplatzes. Inzwischen ist auch Ferati wieder bei uns. Ein paar Meter unter uns ist die Hochzeit inzwischen voll im Gang: mit lautem rhythmischen Trommeln wird den allesamt europäisch modern gekleideten Gästen tüchtig eingeheizt. Man tanzt jeder doch um sich selbst drehend gemeinsam im Kreis... Dazwischen wuseln zahlreiche Kinder umher. Die ganze Großfamilie ist beteiligt. Dann setzen Fyells (Flöten) und Gajdes (eine Art Dudelsack) ein. Die Stimmung brodelt...

Wir wollen zurück ins Restaurant. Beim Umdrehen bemerken wir zwei elegant gekleidete Frauen aus der Hochzeitsgesellschaft – eine von ihnen blutet an beiden Knien. Die andere bemüht sich, mit ein paar Papierservietten die Blutung zu stoppen. Das alles sieht nicht gut aus! Vielleicht waren die High Heels mit den Pfennigabsätzen doch nicht die normale Schuhwahl der Verletzten. Klaus bietet den beiden Frauen auf Englisch unsere Hilfe an: „The german doctor will help you!“  Ich bin kein Arzt. Ich transportiere lediglich unsere gemeinsame Verbandtasche. Aber eine Wunde versorgen und vernünftig verbinden, das habe ich doch gelernt. Schnell hole ich die griffbereite Erste-Hilfe-Tasche aus dem Alukoffer.

Kaum knie ich jedoch neben der Verletzten und will einen Verband mit antiseptischer Salbe anlegen, da hält mich Ferati mit ernstem Gesicht zurück: „Nischt Frau anfassen. Musst Verband ander Frau geben. Die macht das. Aber nischt Frau anfassen, hörst du, nischt anfassen!“

Meine Herren, die Jungs passen auf ihre Mädels richtig gut auf. Selbst akute Notfallhilfe mit dem eigentlich notwendigen Körperkontakt wird  nicht geduldet. Muss ich erwähnen, dass ich nach meinem Zimmerirrtum auf das persönliche Anlegen des Verbandes selbstverständlich verzichtet habe? Beide Damen bedanken sich mehrfach bei mir – ziehen sich dann aber schnell zurück...

„Albaniens zahlreiche Flüsse münden alle nach verhältnismäßig kurzem Lauf in die Adria. Nur der Fluß Drini, der im Ohridsee in Jugoslawien entspringt, durchfließt das ganze albanische Binnenland bis Shkoder an der jugoslawische-albanischen Grenze.“ *

Fierzë ist ein kleines Dorf mitten in der wilden Berglandschaft Albaniens. Bis nach dem zweiten Weltkrieg floss die Drin unten im Tal durch den Ort. Heute hat Fierzë einen Fähranleger, denn in den 50er Jahren wurde bei Komani mit Hilfe von DDR-Ingenieuren ein Staudamm errichtet. Seitdem das Drintal geflutet ist, gibt es eine Fährverbindung, um den ehemals kurvenreichen und zeitaufwendigen „Fahrweg“ in Richtung Shkoder zu ersparen. Heutzutage ist diese „Stau-Seereise“ aus Gründen der Bequemlichkeit nicht mehr notwendig: vom Kosovo führt über Kukes eine supermoderne Autobahn bis hinab an die Küste. Aber die Fahrt mit der verrosteten albanischen Gebrigsmarine hat Kultstatus.

Früh morgens um 7 Uhr legt die „Jezerca X“ mit uns und einer Gruppe französischer 4x4-Fahrer ab. Die Landschaft zeigt sich zunehmend atemberaubend ganz wie im Film „Herr der Ringe“, als die Gefährten im engen Flusstal an den mächtigen Statuen der Pforte von Rohan vorbeitreiben. Die beiden Schiffsdiesel rotzen dabei massenweise kirschkerngroße Rußpartikel raus. Diese 2,5h-Passage durch das zunächst fjordähnliche, enge Tal ist ein albanisches „must-sail“! Im zweiten Teil weitet sich dann der Stausee und lässt ferne Blicke in die wilde Berglandschaft Nordalbaniens zu - Straßen scheint es keine zu geben, nur ein paar Trampelpfade sind an den kargen, felsigen Hängen zu erkennen.

Die „Jezerca X“ legt am Fähranleger direkt neben der Staumauer an. Die Autos müssen das Schiff über die Rampe allesamt diagonal verlassen, ansonsten würden die Fahrzeuge mit dem Bodenblech gnadenlos aufsetzen, so steil ragt die stählerne Brücke hier an Land. Danach geht es keine 20 Meter über den Betonkai, dann beginnt schon ein unbeleuchteter Tunnel, der um die Staumauer herum führt. Im Berg gibt es auch noch eine unglaublich scharfe Linkskurve, und weil die 4x4er vor uns im unbefestigten Tunnel Massen von Staub aufwirbeln, können wir im hellen Lichtkegel unserer Scheinwerfer fast gar nichts mehr erkennen. Kaum sind wir jedoch wieder im Sonnenlicht, da begrüßen uns zwei "Staudammwächter" in Zivil mit umgeschnallter Kalaschnikow und winken uns weiter. Albanien hat seinen eigenen Charme...

„Eisenbahnverbindungen mit dem Ausland bestehen nicht.“ *

Von Shkoder aus fahren wir weiter nördlich. Die Fernstraße wird gerade erneuert, und die Baustelle ist mindestens 20km lang. Bei Ivanaj geht es über einen Bahnübergang. Trotz des Fahrtwindes hören wir deutlich die brüllenden Warntöne eines sich nähernden Zuges. Hier gibt es noch den Schrankenwärter – und er winkt uns noch durch. Im Vorbeifahren grüßen wir freundlich zurück und uns fällt auf, wie der gute Mann hinter uns die Schranken per Handbetrieb herunter dreht. Schnellen Schrittes überquert der Eisenbahner die Gleise und kurbelt dann auch noch die andere Schranke abwärts. Kaum klackt der letzte Schlagbaum federnd in seine Halterung, da dröhnt auch schon der aus Podgorica in Montenegro (vormals Titograd) kommende Güterzug vorbei...

Fünf Minuten später biegen wir rechts ab. Wie immer fehlt der Wegweiser. Aber laut Karte und Navi muss es hier ins Kelmend und später ins Vermosh-Tal gehen. Anfangs ist die kleine, einspurige Straße noch geteert. Grillen zirpen. Die Sonne sticht gnadenlos von einem wolkenlosen Himmel herab.

„In den Sommermonaten muss man … in Albanien mit Temperaturen bis über 40 Grad Celsius rechnen, besonders an der Küste.“ *

Wir sind wirklich froh, als wir völlig verschwitzt neben der christlichen Kirche des Dorfes Hot (was für ein passender Name!) im Schatten mehrerer großer Bäume anhalten können. Vor uns plätschert frisches, kaltes Wasser aus dem verrosteten Brunnenrohr des dörflichen Zentralbrunnens, und wir können uns erfrischen. In den angrenzenden Gärten wird Wein angebaut: überall hängen dicke rote Reben an den Pflanzen. Auf der anderen Straßenseite fällt uns ein flaches, ockergelbes Gebäude auf, in dessen Vorgarten drei, vier Tischgruppen stehen.

Das Gebäude entpuppt sich als Lokal und „Supermarkt“ zugleich. Bei einem starken, süßen Kaffee im schattigen Vorgarten überlegen wir, ob nicht wegen des Weinanbaus hier möglicherweise auch albanischer Raki (vergleichbar dem italienischen Grappa!) aus heimischer Produktion verkauft wird. Immerhin hatten wir in den vergangenen Tagen regelmäßig „Selbstgebrannten“ vorgesetzt bekommen – und stets von guter Qualität.

Es wird der Deal des Tages! Peter kostet den Schnaps und schnalzt mit der Zunge. Für umgerechnet etwa fünf Euro bekommen wir anderthalb Liter Hochprozentigen in einer zwar bereits mehrfach benutzten PET-Flasche - dafür aber ohne Etikett... Der Wirt ist stolz auf „sein“ Produkt und freut sich über den Tagesumsatz. Wir freuen uns auf den Raki für den Abend und auf die vor uns liegende Bergstraße. Bikerherz, was willst du mehr?

Bereits wenige Kilometer später endet der Teerbelag. Immer noch fast auf Meereshöhe fahren wir vom Liqeni i Skodrës (Skutari-See) durch eine knochentrockene, sonnenverbrannte Hügellandschaft. Mit zunehmender Höhe ändert sich die Vegetation. Nach und nach verläuft die Bergstraße immer mehr im Schatten üppiger Laubwälder. Wir kommen an grünen Wiesen vorbei, auf denen Kühe grasen.

„Hohe Gebirge erstrecken sich an der ganzen kontinentalen Landesgrenze entlang; besonders eindrucksvolle Gipfel an der jugoslawischen Grenze sind Korab (2764m), Koritnik (2394m) Maja e Jezerces (2694m) und Maja e Radohines (2563m).“ *

Irgendwann kommt uns auf der ständig wilder werdenden hochalpinen Piste ein 5 to LKW entgegen, der von einem etwa zwölfjährigen Jungen ohne Begleitperson gelenkt wird. Bei einem kurzen Fotostopp fährt ein alter Mercedes ohne jegliche Kennzeichen an uns vorbei. Aber sonst sind wir auf der Piste völlig allein...

„Die Albaner nennen sich selbst Shqiptaren (d.h. Felsbewohner).“ *

Die Straße schlängelt sich in einem engen Tal dicht an überhängenden Felsen entlang. Wildesel laufen frei umher oder stehen gelegentlich mitten auf dem Weg. Die staubige Straße steigt kurvenreich immer weiter bergan. Die Temperaturen sind inzwischen angenehm, und wir können den lauen Fahrtwind genießen: es riecht intensiv nach frischem Salbei und Majoran.

Auf einer Passhöhe steht neben der Straße eine blau angestrichene Bretterbude mit überdachter Veranda. Ein paar Schafe und eine Kuh laufen vor dem Haus frei umher. Seit einigen Kilometern bin ich mir nicht mehr ganz sicher, ob wir nicht doch vorhin den Weg in ein breites Seitental hätten nehmen sollen: der Bildschirm meines Navi zeigt nämlich seit einer Stunde keine Details mehr und ist bis auf das kleine blaue Dreieck komplett einfarbig. Auch die Karte lässt sich nicht mehr eindeutig einordnen.

„Die Albaner sprechen mehrere Dialekte. Man kann im großen und ganzen zwei Sprachkreise unterscheiden, den gegischen im Norden und den toskischen im Süden.“ *

Ich halte an und steige ab. Im Schatten der Veranda sitzen ein paar Männer und spielen Domino. Vielleicht bekomme ich hier eine Bestätigung, dass wir noch auf dem richtigen Weg fahren. „English?“ - Kopfschütteln - „Italiano?“ - Kopfschütteln - „Deutsch?“ - mein Gegenüber nickt heftig, lächelt mich an und führt mich zum Eingang des „Restaurants“ und ruft den Gaststättenwirt von Lëpushë, dem vielleicht abgelegensten Dorf ganz Albaniens. „Ja, ja, ihr seid völlig richtig! Die Grenze kommt in 10 Kilometern. Vorher müsst ihr rechts abbiegen. Aber trinkt erst mal ein Bier! Das hilft!“ Ich bin völlig fassungslos über die unerwartete Lösung des Sprachproblems....

Kurze Zeit später später biegen wir rechts ab und haben dann die etwa 100 Schotter-Kilometer von Hot bis zum albanisch-montenegrinischen Grenzposten im Vermosh-Tal glücklich geschafft. Der Dienststellenleiter spricht zwar nicht deutsch, zeigt sich aber passend zum völlig abgelegenen albanischen Shangri-La ebenfalls „ungewöhnlich“: in schlabbrigen Jogginghosen jedoch mit blütenweißem T-Shirt (er weiß, was sich gehört) kontrolliert er „peinlich genau“ unsere Reisepässe – hat aber „mit todernster Miene“ nichts dagegen, dass wir ihn dabei fotografieren und filmen. Stolz verweist er noch auf seinen deutschen Audi, der gleich neben der Station am Straßenrand parkt. Das schmucke „Beamtenfahrzeug“ hat sogar ein richtiges Kennzeichen: eine deutsche Tageszulassung aus Darmstadt vom 30.08. 2004...

Der Schlagbaum öffnet sich, und damit ist unsere Reise „durch das Land der Skipetaren“ vorbei. Eine halbe Stunde später stehen unsere Zelte auf dem kleinen Campingplatz „Lake Views“ am Plavser See.

„Plav, 2500 Einw., 1007m, Städtchen am gleichnamigen See (Plavsko jezero), vom mächtigen Prokletije-Gebirge (den Fluchen-Bergen) umgeben im fruchtbaren Limtal. Beliebter Höhenluftkurort.“ *

Die lieblich grüne Landschaft erinnert mit den schmucken Einfamilienhäusern ein wenig an den Wörthersee im österreichischen Kärnten. Am anderen Seeufer deutet jedoch die weiße Moschee von Vojno Selo mit ihrem hohen Minarett dezent darauf hin, dass die Schluchten des Balkan auch hier in Montenegro noch lange nicht durchfahren sind – zum Glück! In diesem Sinne erst mal einen Selbstgebrannten aus Hot...

 Alle mit * gekennzeichneten Textpassagen sind Original-Zitate aus den beiden oben erwähnten antiquarischen Grieben-Reiuseführern!

 

 

Und nun unser Tagebuch mit einigen Fotos:


Die Anreise von Deutschland über Österreich nach Italien zeigt der cyanfarbige Track:

 

 

 


Montag, 18.7.2011 - Tag 1

Treffen um 6 Uhr vor Ralfs Garage. Die Sonne scheint, über dem Haus steht noch der Mond. Peter kommt 15 Minuten zu spät. Er ist erst um 5.30 Uhr aufgestanden... Martina kommt zum Abschied aus dem Haus. Dann geht es los...

Gleich unterwegs gibt es einen Angriff der „Klon-Spatzen“ auf Ralf – beinahe Zusammenstoß!

Im Oberharz ist es kalt. Wir fahren in den Wolken. Die Heizgriffe werden eingeschaltet: Sommerurlaub!

Nach Sangerhausen in Thüringen geht der Kupplungshebel der BMW immer mehr ins Leere – touching the void! Kurz vor Erfurt ist der Kupplungshebel „senza funzione“! Das Anfahren klappt nur noch mit mit dem Anlasser. Hoch- und Runterschalten gelingt mit viel Gefühl. Wir fahren in Erfurt BMW-Cloppenburg an.

 

Der Kundendienstberater Silko Merkel vermutet Defekt im Geberzylinder. Empfehlung: Austausch der ganzen Armatur. Abholung vom Zentrallage in Dingolfing unmöglich. Reparatur erst am nächsten Tag...

Silko ist meganett: kostenloses Leihmotorrad: BMW F 800 GS. Tipp: Fleischerfrühstück um 9.30 Uhr bei Zitzmann nebenan im Gewerbegebiet. Anruf bei Hotel Garni (An der schmalen Gera 3b) und Vermittlung eines Zimmers. Fahren anschließend hin, Ballast abwerfen.

... verzeih mir Luzie, aber die F800GS ist toll!

Hotel-Ehepaar sehr nett. Tipp: Rundfahrt durch Thüringer Wald, 3 Burgen (Die 3 Gleichen) ansehen.

Veste Wachsenburg, 2 alkoholfrei Hefeweizen, starker Wind, kurzer Schauer. Ralf gibt Kette! F800 GS wird ständig gewechselt – alle begeistert. Bei Oberhof Regen, nass geworden. McDonalds in Stadtilm. Klamotten trocken gefahren...

Im Garni EZ/F 35,-€. Liebevoll zurecht gemacht. Tipp: Abendessen im XXL-Pool-Pub mitten in der Siedlung „Roter Berg“ - Plattenbauten...

Abendessen: hausgemachte Sülze mit Bratkartoffeln 5,60€, Roulade mit Rotkraut und 2 orig. thüringer Klöße 8,60€, Multimöpsin-Forte-Show, fades Bier (Hainich-Unstruth) zu schnell gezapft, 28%ige „Goldkrone“ (im Geschmack und Abgang „seifig“), Ralf nimmt Doppelkorn – weise Entscheidung!

Vor dem Pub Flaschenparade HARTZ 4, Tatoo-Show, „man ist gut drauf“. Letztes Feierabendbier aber lieber im Hotel...


Dienstag, 19.7.2011 - 2.Tag

Frühstück 7.30 Uhr. Sonne scheint, trocken. Voller Spannung zurück zu Cloppenburg. Falschdiagnose: Nehmerzylinder am Getriebe war kaputt. Ausbau am Vortag, Bestellung über Nacht. Reparatur gelungen. 298,-€

Schwätzchen mit Silko: gebrauchte F800GS 15% unter Neupreis zum Saisonende. Wir empfehlen ihm Autoreisezug Prag-Poprad, zeigen im Internet das Anmeldeformular. Abfahrt erst um 10 Uhr.

Dann auf A71 und A 73, Tunnel und Brücken. Rennsteigtunnel: 8630m und 3 Blitzer...
Bei Nürnberg F650GS überholt. Bleibt ständig hinter uns.
Beim Tanken „Köschinger Forst“ stellt sich Wolfgang vor: Pferdearzt aus Bayreuth, blaues Auge vom Pferd...
Er möchte sich uns anschließen: „Mir gefällt euer Fahrstil und das Tempo“. Weiter A7, quer durch München, Baustelle ohne Probleme, Entscheidung in Garmisch-Partenkirchen: Brenner. Brennero, du machst mich froh! - aber nicht Wolfgang: er reißt ab! Wir warten oben vor dem Outlet, fahren aber dann bei Regen weiter.

Bundesstraße durch Bozen. Dann Hotelsuche. Oma-Burgdorf hatte zu, empfiehlt aber Garni „Midl“, nette Chefin hat aber nur 1 DZ, empfiehlt Hotel Stampfer in Branzoll/Branzolo und macht telefonisch alles klar.

Ankunft Hotel Stampfer trocken, beim Abladen beginnt der Regen. Heute 800km gefahren, meist Autobahn.

Küche wird für uns nochmals geöffnet. Forst-Bier. Salatbuffet, Tagliatelle mit frischen Pilzen und Parmesan, gepökeltes und gegrilltes Rind (?) mit Kroketten, Panacotta, Grappa und Birne, draußen starker Regen, vor dem Hotel „Absacker“...


Mittwoch, 20.7.2011 - 3. Tag

7 Uhr wecken, es regnet immer noch! Fenster offen, Züge fahren vorbei, Glocken läuten, Vögel zwitschern.
Frühstück: Kaffee stark und lecker.

Beim Beladen der Motorräder hört der Regen auf, es tropft nur noch aus dem Baum. Abfahrt 8.30Uhr.

Stopp beim Alimentari SPAR, Tanken bei AGIP. In Trient abbiegen ins Valsurgana/Brenta, 19°C und trocken. Schöne, kurvenreiche Straße. 7 Minuten aus Navi-Berechnung rausgefahren...
Stau in Bassano di Grappa. Bei Padua auf die autostrada, bis Venezia 3,60€
Über Brücke bei Stau auf der Bus/Taxi-Spur zum Hafen. Schön am Stau vorbei... Zoll winkt uns durch, MINOAN-Kai. Einchecken unbürokratisch, schnell an Bord, eingeklemmt zwischen Anhängern, Kühl-LKW lassen die Anlagen laufen...
Verzurren Motorräder.

Im Schiff und auf Deck herrscht Chaos: „gefühlte 17000“ Jugendliche wollen in die Ferien, Saufen aus Kanistern...

Ablegen pünktlich, Auslauf aus Venedig toll: San Marco, Marina di Venezia...

Auf See windig. Versorgung mit Essen und Trinken sehr gut: prima Abendbrot!


Weiter hinten beginnt Tecno-Party – mpf, mpf, mpf...

Bier teuer: 0,33l Becks für 4,50€, 0,5l Paulaner 5,-€

Ab 22 Uhr versuchen wir zu schlafen. Sehr laut, windig. Schlafen im Biwaksack. Toiletten völlig dreckig. Morgens kein Toilettenpapier, müssen Servietten von der Bar holen...

Unsere Reiseroute von Griechenland über Albanien, Mazedonien und Kosovo nach Montenegro zeigt der blaue Track:

Donnerstag, 21.7.2011 - 4. Tag

3 Lößkaffee mit Croissants für 17,-€!

Fahren durch die Straße von Korfu. Vorfreude groß, Aufregung...
Ankunft pünktlich, Ausschiffen flott, LKW aus D lässt neben uns den Diesel warmlaufen... Endlich raus aus dem Schiff.

 

Tanken bei BP. Im Schatten lockern Klaus und Peter Trines Kette, Gepäck wird tourenmäßig verstaut. Treffen slowenisches Paar mit TDM: „meterhoch“ bepackt...
Einkauf im Minimarkt: Tomaten, Brot, Zwiebel, Wasser...
Bei Fahrt nach Norden ist Feuerwehr unterwegs, am Horizont qualmt es.

 

Einreise Albanien problemlos. Ralfs Reisepass war etwas „versteckt“. Albaner/Grieche will Hotelzimmer vermitteln. Lässt sich kaum abschütteln.

Seilzugfähre Butrint. Im Schatten Tomatensalat mit Brot. Oleander-Samen am Boden.

In Sarande suchen wir Bank. Erster Bancomat nimmt Karte nicht. Geschäftsmann von gegenüber vermittelt schnell einen Lotsen-PKW zur Bank. Im Restaurant lecker Espresso/Wasser.
Fahrt über Pass Richtung Gjirokaster. Buschfeuer, Am Horizont anderes Riesenfeuer! Breites Tal nach Gjirokaster, Hotel in Oberstadt zwischen Minarett und Burg.

3-Mann-Zimmer in 300 Jahre altem Haus. Wäschewaschen, Süßigkeiten für Kinder, sprechen sehr gut englisch – gehen in Athen zur Schule!

Burgbesichtigung: Militärmuseum, tolle Aussicht ins Tal, Braut beim Fototermin, Muslimin, Frauenhochzeit und Männerhochzeit am Vortag, dann wird Braut „abgeholt“. Spricht englisch. Erzählt, dass Christen und Muslime in Albanien gut miteinander auskommen: „They make no stupid things!“

17 Uhr Muezzin ruft. Sonnenuntergang 20.17 Uhr – Muezzin ruft wieder.

 

Abendessen von Muttern: Salat mit Schafskäse, Hühnchen mit Gemüse und Kartoffeln, Börek-Quadrat, Melone und Nektarine, 3 Raki (Grappa) aus „no-name-Flasche“...

Bergpanorama, Sonnenuntergang.
Die Kinder kommen wieder: Costas und Cousine, sehr gebildete und angenehme Gesprächspartner...


Freitag, 22.7.2011 - 5. Tag

7 Uhr wecken, Frühstück 7.30 Uhr. „Poffertjes“ (fettig!), Käse, Kräutertee und Melonensaft, Kaffee extra.

 


Abfahrt aus Altstadt: schmieriger Mittelstreifen, sehr rutschig...
Breite Hauptstraße im Tal, rechts ab zu Stahl-Brücke.

Die „Frasheri-Runde“ beginnt. Fahrschul-Mercedes zeigt die Richtung. Alter 20-Sitzer-Daimler-Bus aus Hamburg mit historischem Kennzeichen, Familie mit 3 Kindern – Freaks – kommen uns entgegen. Straße immer steiler, immer mehr Geröll. Kaffeepause im Nationalpark, Quelle, Terrasse, Müllkontainer. Kommen über Baumgrenze. Auf Bergspitze einsamer Mann mit ... Handy am Ohr! Unfassbar! Telefonnetz im „Nichts“!

Ab Frasheri beginnt „graue“ Straße (Landkartenfarbe): 2 Fahrspuren mit Grünstreifen in der Mitte. Spurrillen sehr ausgeprägt, Schlammpfützen.

Bei Bauernhof Ogren Kostrec fragen wir nach dem Weg. Junge bekommt Tüte Gummibärchen. Steiler Weg abwärts beginnt. Luzie wird zweimal sicher „abgelegt“. Enge Kehren, Steilpassagen, Peter vorne als Scout, hält vor unübersichtlicher Kehre an und schaut sich Weg erst mal an...

Weißer Pickup kommt entgegen, bestätigt richtige Straße, Trinken im Schatten, Bedenken wegen Benzinvorrat, Blick auf tiefen Canyon, Straße wird immer wilder, fahren über Brücke ohne Geländer: 40m tiefe Schlucht, kommen zur ersten Furt: klein und flach, danach wieder Fahrt im zweiten Gang möglich.

Weißer Transporter am Wegesrand, Familie sammelt Blätter.
Zweite Furt an der alten Brücke (Titelbild, Grundmann), Ralf fährt als erster, fast gestürzt.
Trinken 2 kalte Coca Colas, anschließend baden neben der Furt, herrliche Erfrischung. Weißer Landcruiser mit Paar, kurzes Gespräch, fährt durch Furt und bergan...

Nagelneue Teestraße beginnt. Unten im Tal wieder alte Teerstraße, viele Kurven, holperig, wir tanken in Leskovic: Uralt-Tankstelle, Zapfsäule im Haus, Umrechnung in „moderne“ LEK, weil alte Anzeige längst nicht mehr stimmt, Kettenhund...

Abends in Farma Sotira Hotel Taverne Peshku: gratis Camping bei Forellen-Restaurant, Abendessen: vor unseren Augen werden die Fische gefangen, 2 Fische p.P., Bier und einen Schoppen Raki für jeden...

Junge Familie mit 3 Kindern (Windelzwillinge!) aus D im Wohmobil, sie Lehrerin an deutscher Schule in Ungarn.


Sonnabend, 23.7.2011 - 6. Tag

Morgens Sonne, bei Abfahrt „vergessen wir Peter“...

Bewölkt sich schnell, kalt, sehr kurvige Straße Richtung Norden. Ärmliche Dörfer. Kommen an Container mit Aufschrift „Geflügelgroßhandel“ vorbei...

Korça Wochenmarkt, parken auf Mittelstreifen, Ralf bleibt bei Motorrädern, Klaus und Peter kaufen 3kg Tomaten, Gurken, Zwiebeln und Knoblauch für 100 Lek (70 Cent), 1 Brot und drei Korça-Burger (warme Teigtaschen mit Käse und Wurst) für umgerechnet 1,50€. Außerdem die „eiserne Ration“: Nudeln und Soße...
Peter geht nochmal los und kauft Wasser.

Polizist macht Stress: wir sollen sofort die Motorräder wegfahren. Gemach, gemach...

Andere Polizisten stoppen Mercedes (was sonst in Albanien?) mitten auf Kreuzung und verpassen in Seelenruhe Strafmandat. Später bauen sie bei PKW im Halteverbot das Kennzeichen ab.

Wir brechen wieder auf. Gegenverkehr warnt vor Radarfalle. Verpassen Abzweigung zum Prespa-See. Umdrehen.

Passstraße zum Prespa-See. Baustelle, Straße gänzlich ohne Verkehrsregelung, Frischer Teerbelag, besser kein Spurwechsel...

Bei kleiner Kapelle Pause, wackelige Sitzbank, Blick auf Prespa-See, Enver Hoxhas Mini-Bunker stehen überall, werden zerstört, um an Baustahl heran zu kommen...

Viele Grashüpfer auf der Straße, Grenze zu Mazedonien, Kette bei Peters TansAlp muss gelockert werden.

Pass zum Ohridsee, guter Straßenbelag! Oben auf dem Pass Ehepaar aus USA (er war früher Mazedonier) mit deutscher Freundin, nettes Gespräch. Gleitschrimflieger starten, tolle Aussicht, Eichenwälder.

Campingplatz am Ohridsee teuer, 12,-€ p.P., Supermarkt, starker Wind, Regentropfen, Peter kauft 1 Liter Raki und Bier,
Abendbrot: Salat, Brot und Schmelzkäse.
Absacker-Schoppen Raki...


Sonntag, 24.7.2011 - 7. Tag

Die Sonne scheint, es ist windstill und trocken. Abfahrt nach dem Frühstück um 9.15 Uhr. Am Seeufer viele Hotels, alles ist sehr touristisch!

In Ohrid tanken wir. Ralf kauft einen MK-Aufkleber.

Einfahrt ins Drin-Tal. Wasserkraftwerk Selçe mit Fotografierverbot! Mittagessen an Denkmal mit rotem Stern – Erinnerung an den zweiten WK.

Wilde Müllkippe am Stausee – Trinkwasser? Roma-Junge am Wegesrand mit Baby im Arm, auf Müllkippe sortieren Menschen den Abfall...

Grenzübergang nach Albanien problemlos. Kommen nach Peshkopi. In Bar trinken wir Kaffee und Wasser, im TV läuft Musiksendung mit Nirvana, Billy Idol und Annie Lennox... Wir fahren mit Bordkamera aus der Stadt heraus.

Brücke mit Holzbohlen, danach Straße durch das Drintal.

Wir verfahren uns und nehmen Straße in die Berge, beim Wenden an steiler Stelle wird Luzie wieder „abgelegt“ - aber kein Schaden. Peter und Klaus kommen auch zurück und helfen beim Aufrichten. Danach bleiben wir in Flußnähe, auch wenn die Straße manchmal wie der Weg quer durch einen Bauernhof aussieht...

Badestelle, Wasser recht frisch! Direkt neben uns Dynamit-Fischen, danach wird der Fang mit Keschern eingesammelt...

Fahren über dritte Bohlenbrücke, Tal wird enger, Passstraße mit engen Kehren, tolle Aussichten, deutsches Ehepaar mit Jungen und Mietwagen.

Später Bus vor uns, sehr staubige Strecke, Überholen unmöglich, Baustellen, Kinder betteln am Wegesrand, manche werfen mit Steinen, treffen sogar Klaus am Bein...

Kukës: weißer Mercedes spielt „Gegenverkehr“ - Ralf hupt, Klaus schimpft: „das kannst du hier nicht machen! Die kommen zurück...!“ Da spricht uns Passant an: „Kommt ihr aus Niedersachsen?“ - und der Zufall nimmt seinen Lauf: Ferati Izmir arbeitet in Hannover und „empfiehlt“ uns das Hotel Venezia seines Onkels. Wir fahren hin. Ferati kommt nach. Beim ersten dunklen Korça-Bier handeln wir mit dem Onkel (spricht auch deutsch!) den Preis aus: 50,-€ all inklusive für uns drei Personen...

Unten im Souterrain gibt es eine albanische Hochzeit. Wir sollen später die Motorräder auf den dortigen Parkplatz fahren, können sie aber auch oben an der Straße stehen lassen: ein Aufpasser würde sich die ganze Nacht darum kümmern. Hört sich gut an!

Haben 3-Bett-Zimmer in zweiter Etage, Dusche in der Toilette. Ralf geht noch mal runter und holt Gepäck nach. Beim Betreten des Zimmers ärgert er sich, dass das Fenster wieder zu ist. Da sieht er, dass Damengarderobe auf dem Bett liegt, irgendwer duscht auch hier, Ralf verlässt „fluchtartig“ das Zimmer – er war erst im 1.Stockwerk...

Abendessen: selbstgemachte Pommes Frites mit Schafskäse, zähes und knorpeliges Fleisch, Salat, scharfe „Spreewälder-Gurken“, dunkle Korça-Biere und zwei Raki...

Kontrollgang zu den Motorrädern: alles OK, Wärter passt auf!

Vor dem Hotel steht junge Frau vmtl. aus der Hochzeitsgruppe mit blutenden Schürfwunden an den Knien – andere Frau hilft ihr mit Papiertüchern.

Klaus sagt: „the german Doctor Ralf will help you!“: aus dem Alu-Koffer wird Verbandtasche geholt. Aber Ferati sagt sehr ernst, dass Ralf das Desinfektionsspray und den Verband nicht selbst anlegen sondern ihn der anderen (älteren) Frau geben soll – die macht das dann! „Fass Frau nischt an, hörst du, nischt anfassen!“
Die Notfallhilfe erfolgt nach den strengen albanischen Regeln. Einen zweiten Ausrutscher bei albanischen Frauen kann sich Ralf heute nicht mehr erlauben...

Kellner verdient 170,-€ pro Monat, Koch 400,-€ - dafür aber auch täglich Hochzeitsgruppen bekochen...


Montag, 25.7.2011 - 8. Tag

Die Motorräder stehen immer noch vor dem Hotel. Alles OK. Wir machen uns „aus dem Staub“...

Fahrt zur Grenze zum Kosovo auf der neuen Autobahn. Brücken noch zweispurig.
An der Grenze 15,-€ Versicherung pro Fahrzeug für 15 Tage (minimum).

Prizren: Ende im Gelände für Garminchen. 2x Altstadtrunde, finden gesuchte Ausfallstraße nicht, neue Einbahnstraße nicht digitalisiert, nehmen Straße nach Prishtina, tanken neben dem deutschen KFOR-Lager, viel Verkehr, Stau, später 3 Balkanburger und 3 Pepsi für 6,50€, danach geht es schneller voran.

Foto an Ortseingangsschild Prishtina, die Stadt selbst ist furchtbar: Verkehr, riesige Wohnblöcke...

Straße nach Peç, Kühe mitten auf der Autobahn, keine Ausschilderung, Baustellen...
Mehrere „Hochzeitskolonnen“ - Abholung der Bräute... schweizer Nobel-PKW

Djakovica: alte Brücke, Mädchen aus dem Beauty-Salon helfen auf deutsch, können aber die Karte nicht richtig lesen...

Fazit Kosovo: hierher fließt viel Geld, Baustellen, Militär, militärische Kontrolle durch UNO, schwarze Geländewagen mit dunkelgrünen Scheiben der OSZE, nagelneue Gewerbegebiete mit Glaspalästen in Prishtina, Hochzeitskolonnen... hoffentlich bringt das alles Frieden!

Grenzübergang Kosovo-Albanien problemlos, super neue Teerstraße...

Fähranleger in Fierze, 3 Jungs zeigen uns die Fähre für den nächsten Tag. Abfahrt 7 Uhr. Überlegen, ob wir gleich hier schlafen...
Hotel wäre im Spitzboden des Blockhauses – lieber doch nicht! Also 3 km zurück.

Suchen Hotel in Fierze. Oberhalb Kreuzung (ehemalige Kaserne?). Nach harten Verhandlungen 7,-€ p.P. - dafür 2 DZ mit TV-Zimmer und Kühlschrank. Ralf holt Bier aus Supermarkt.

Essen im 2-Sterne-Restaurant (Selbstgemacht!) nur 2 Fußminuten nördlich. Gemauerter Grill, davor Hackeklotz, Fleisch wird mit Uralt-Beil darauf weichgeklopft... hoffentlich ist die Glut heiß genug!

Bestellung über Fleischsorte wg. Sprachproblemen nicht ganz klar. Klaus fragt nach und immitiert Schweinegrunzen – Kellner antwortet:“Mäh, mäh!“ - jetzt ist klar, was wir essen werden!

Der Zwiebelanteil am Salat ist sehr hoch. „Lasst die Decke schweben!“

Absacker im Hotel – gut gekühlt! Deutsches rbb-TV im Sat-TV nur schwarz-weiß...


Dienstag, 26.7.2011 - 9.Tag

Um 5.45 Uhr aufstehen, schnell packen und ab zur Fähre.
Der „Verladeoffizier“ entpuppt sich als Wegelagerer: er verlangt am Anleger neben der Fährpassage (1500,- Lek p. Motorrad/Fahrer) auch noch 300 Lek Parkgebühr – obwohl wir gar nicht parken sondern gleich aufs Schiff sollen und wollen. Eintreiber hatte Humor und auch keinen – spricht deutsch, lässt aber nicht locker...

Bekommen an Bord heißes Kaffeewasser von Franzosen (Geländewagen-Gruppe) – empfehlen Rumänientour...

Schiffsdiesel springt an: Ruß-Brocken aus dem 6-Zylinder-Turbodiesel „regnen“ auf die Fahrzeuge...
Katamaranfähre, bedingt seetauglich, alles rostet!

Mutter mit Mädchen (Wanderer) erzählen von Nieselregen in Theth am Vortag...
Fahrt über den Stausee, 2,5 h unterwegs, teils fjordähnlich eng...

Gedränge am Anleger, Fahrt durch unbeleuchteten Tunnel, bewaffnetes Personal (Kalaschnikov) sichert den Staudamm, gefährliche Straße beginnt: Belag wechselt alle 100m...

Schildkröten überqueren Straße.

Shkoder: bei Bank (Raiffeisen) wird Geld getauscht. Essen (gepökeltes Fleisch und Reis), Kaffee und Wasser.

Aufbruch Richtung Theth, alte Brücke, Schotter beginnt.

Viele Autos am Wegesrand. Muslimische Beerdigung (Elektriker hatte Stromschlag) 300 (?) Männer, eine Frau...
Albaner mit londoner Dialekt erklärt auf englisch. Stau. Man macht für uns den Weg frei.

Regen beginnt, Straße rutschig, Abbruch und Umkehr.

Wieder in Shkoder Sonne, Fahrt nach Barbullush zum Campingplatz Albania – NL-Familie. Essen, Gitarrenmusik, ganze Familie im Einsatz.


Mittwoch, 27.7.2011 - 10. Tag

Früh morgens „Hühnergegacker“. Ralf plant furchtbare Rache: „Ich überfahre heute ein Huhn, das gibt es abends mit Salbei...!“ - es war kein Huhn überfahrbar...

Ausrüstung feucht vom Tau. Trocknet aber schnell in der Morgensonne. Kebab-Frühstück in Shkoder, sehr salzig, Kebab-Mann: Finger mit Nagelbettentzündung... das sagt Klaus aber erst nach dem Essen!
Kaffee+Wasser, gegenüber Ape-Obststand, Vorderrad platt.

Ausfallstraßen in Shkoder ohne Ausschilderung. Suche nach Supermarkt bleibt erfolglos. Dann beginnt eine 50km lange Baustelle.

Großer Schmetterling landet während der Fahrt auf Peters Armatur – und bleibt ein bißchen...

Bei einem Bahnübergang werden wir hektisch durchgewunken, danach werden die Schranken mit der Handkurbel manuell und einzeln herunter gedreht!

Uns kommt Jeep-Safari entgegen: Kennzeichen aus HH, WL und BS.

Abzweigung ins Vermosh-Tal. In der Ortschaft Hot parken wir im Schatten, um kurz zu trinken. Gegenüber christliche Kirche und unscheinbare Taverne/Laden. Trinken dort Kaffe+Wasser. Haben noch Restgeld Lek – Ralf schlägt vor, nach Raki zu fragen: gegenüber ist ein Weinberg (rote Trauben, Weinbaum!). Peter macht den Deal mit Vorkosten klar: 1,5 Liter Raki in der öko-gebrauchten PET-Flasche für 700,-Lek (5,-€). Restgeld ist weg! Tomatenkauf für Mittagspause nun leider (!) nicht mehr möglich...

Anfangs ist Straße noch geteert. Auf erstem Bergrücken beginnt aber Schotter. Auto ohne Kennzeichen, kleiner Junge (ca. 12 Jahre alt?) fährt LKW, Abfahrt mit Serpentinen wie am Stilfser Joch.

Tal wird immer enger und wilder. Steigt ständig an. Bei Siedlung (viele neue Hausdächer!) Nachfrage bei Jungen und LKW-Fahrer über Straßenrichtung.

Auf Passhöhe in Lokal bei deutschsprachigem Wirt – der lädt uns zum Bier ein, aber wir lehnen ab, müssen noch Schotterabfahrt fahren...
Vermosh-Tal sehr hoch, erstaunlich eben. Rechts abbiegen, breite Kiesstraße beginnt Richtung Grenze AL-MNE. Sind in 4,5 h etwa 100km Schotter gefahren.

Grenzübergang ein Witz: Chef in zivil, schlabberige Jogginghose, ein anderer liegt auf dreckigem Bett, nur einer in Uniform, aber klimatisierter Serverschrank für den Dienst-PC. Kontrolle wird „Chefsache“ - filmen und fotografieren gerne erlaubt... Gegenüber parkt ein Audi...

Ausreise durchs Niemandsland.

Montenegro ist eine andere Welt. 100m später sind Fotos verboten, die Straße ist geteert (wenn auch mit Schlaglöchern). Der Plavser See ist wieder „mitten in Europa“ - erinnert an ein sauberes Alpenland – wenn auch hinten eine Moschee steht...

Campingplatz Lake View 4,- € p.P., hausgemachtes Abendessen - Menue 2: Nudelsuppe, Kohlrouladen, Pita (Spinat+Ei), Eierkuchen mit Marmelade (8,-€), reichlich und üppig, kaum zu schaffen.

Chef spendiert selbst gebrannten Sliboviz – Pattex-Geruch, einer reicht...

Grüne Zwetschgen am Baum (Höhenlage!), Junikäfer schwirren, Sternenhimmel nachts, um 4.30 Uhr Hundekampf: bellen, beißen, heulen... dann Ruhe!


Donnerstag, 28.7.2011 -  11. Tag

Die Nacht war recht frisch, morgens ist alles feucht. Sonne scheint...

Bei Weiterfahrt schönes Geschlängel durch bewaldete Hügelketten. Pause auf Passhöhe (1570m): Tässchen auf dem Pässchen – türkischer Kaffee. Cevapcici, Tomatensalat mit Zwiebeln und Brot.

Abfahrt nach Kolašin, Tankstelle erst weiter Richtung Norden.

Dann zum Nationalpark Biogradska Gora, 2,-€ p.P., See war recht enttäuschend, Frage nach Befahrbarkeit der kleinen Bergstraße: Ranger sagt: „Jeep. Enduro. OK.“

Zuerst falscher Weg zum Restaurant. Drehen auf engem Weg. Dann durch Buchenwald ständig aufwärts, enge Kehren, lehmig, glitschig, teils steil, Kehre folgt auf Kehre, roter Golf 2 war einziger Gegenverkehr. Klaus legt Trine zweimal flach.
Oberhalb der Baumgrenze weite Wiesenlandschaft, sehr windig. Luzie rutsch in einer tiefen Spur mit dem Vorderreifen auf einem frischen Kuhfladen aus (witzig, sehr witzig: Q stürzt auf Kuhscheiße...) und Ralf landet dabei fast auf dem Misthaufen einer Alm! Diese Straße hat es noch mal in sich!

T-Mobile-Jeep fährt uns nach und biegt zu einer großen Sendeanlage auf einem Berggipfel ab.

Die Abfahrt wird zum Glück viel einfacher!

Auf der Fernstraße durch die Morča-Schlucht geht es schnell Richtung Podgorica. Tiefe Schlucht, viele Tunnel, ausgebrannter Bus unten im Flussbett.

Wir fahren durch den Maut-Tunnel an die Küste zum Campingplatz Buljarica. Baden, Pizza und Balkanburger zum Abendbrot, ein paar Biere und etwas Raki... wir haben ja reichlich davon...

2 Biker aus Thüringen/Sachsen waren in Georgien – Ziel war Kirgistan. Wegen eines Defektes an der BMW (!) musste die Tour abgebrochen werden. Jetzt sind sie auch auf der Heimreise. Trinken noch einen Feierabend-Raki gemeinsam. Nachts regnet es.

 

Unsere Reiseroute von Montenegro über Kroatien und Slowenien nach Italien zeigt der blaue Track:


Freitag, 29.7.2011 - 12.Tag

Frühstück in der Morgensonne. Ralf holt frische Berliner mit Nutellafüllung. Unsere beiden Ossi-Biker gestalten ihren Abgang stehend... ganz die Profis!
Ein Gewitter kommt rasch näher. Wir packen sehr schnell zusammen. Bei den ersten Windböen verlassen wir den Campingplatz. Zelte und Marktstände werden gerade sturmfest verzurrt. Haarscharf an der Regenfront kommen wir (wieder durch den Mauttunnel) zurück nach Podgorica und wettern dort an einer Tankstelle trocken unter dem Dach ab.

Im Nordwesten kommt wieder blauer Himmel in Sicht! Wir brechen auf in Richtung Lovcen, Gipfel 1560m direkt über der Bucht von Kotor. Der Gipfel ist in den Wolken, gefühlte 10°-12°C, alle haben warme Jacken an. Peter hat eine kalte Nase mit Tropfen dran.

Die Abfahrt beginnt auf schmaler, einspuriger Straße in dichtem Nebel. In 27 Kehren geht es runter nach Kotor.

Auf der Straße ist eine kilometerlange Dieselspur abgestreut – sehr gefährlich.

Im Hafen liegen 2 Kreuzschiffe. Unten angekommen ist es wieder schön warm. Im Ortseingang ist ein Stau! Wir fahren hinter einem lokalen Lieferwagen hinterher, umfahren den Stau und kommen so auf einem Schleichweg zum Café „Zur schönen Aussicht“ - Peter fragt: „Warum sind die Frauen hier alle so lang?“ Ralf: „Das ist bauartbedingt!“

Schnuckelige Küstenstraße direkt an der Promenade entlang. Bei den Kircheninseln Perast machen wir einen Zwischenstopp. Danach setzen wir mit der Fähre null problemo über.

Bei der Einreise nach Kroatien gibt es 1 h Verzögerung!

Der Campingplatz in Dubrovnik ist teuer: 16,-€ p.P. Für die Stadtbesichtigung sind wir abends tatsächlich zu müde. Beim nächsten Mal holen wir es nach...
Vom Zeltplatz haben wir einen Blick auf die moderne Brücke und das Kreuzfahrtschiff MS Musica.

Ralf ist der Meinung, dass saure Gurken NICHT in einen frischen Balkan-Salat gehören!


Sonnabend, 30.7.2011 - 13. Tag

Unsere Abreise erfolgt flott nach Kaffee und Marmeladenbrot. Wir kommen dabei an riesigen Kreuzfahrtschiffen vorbei – riesig wie Hochhäuser! Als wir die Brücke überfahren ist der Schornstein der MS Musica noch höher!

Die Küstenstraße ist problemlos zu befahren. Wir kommen auf die Halbinsel Pelješac. Viele Weinberge, wir müssen tanken.

Die Fähre nach Korĉula verpassen wir leider um 1 Minute und müssen 1 h warten. Die Karten müssen immer vorher in einem Büro im Hafen gekauft werden und nicht an Bord!

Ein kleiner US-Junge wartet mit seiner Mutter am Hafen. Er darf sich auf Luzie setzen, bekommt den Helm auf und gibt dankbar „5“!

Unsere Anschlussfähre in Vela Luka nach Split wird wegen der verpassten Fähre ungewiss: wir richten uns auf die Morgenfähre um 6.15 Uhr ein...
Auf Korĉula brummen wir auf nagelneuer Straße quer über die bewaldete Insel. Weil wir keine Pause machen, sind wir um 13.30 Uhr in Vela Luka – und die Fähre ist noch da! Ruckzuck werden die Tickets gekauft, wir fahren an der Autoschlange komplett vorbei und dürfen dann als erste auf die Fähre fahren – so macht man das!

Noch im Laderaum ziehen wir kurze Hosen an. Es ist zu warm. Dann gehen wir an Deck. Eine junge, schwarzhaarige Frau steht an der Reling. Peter: „Bei dem Hintern möchte ich gerne eine Jogginghose sein!“ Ach, ja...

 

... ok,ok: das Bild ist sexistisch und wir sind primitive Machos!

Aber war "Easy Rider" nicht sogar etwas deutlicher...???

Ankunft Split, Wuselverkehr, Wettrennen mit einem Abschleppwagen zwischen den Ampelphasen...

Weiter nördlich waren die ersten 2 Campingplätze „das Warten nicht wert!“ Unser Platz hat zwar sehr steinigen Boden, aber glasklares Meerwasser, eine Strandbar und nebenan eine Pizzeria...

Campingnachbarn sind aus Moskau: Familie mit Kind machen Zelturlaub, schwarzer Tuareg. Ist er der Chef der moskauer VW-Vertretung?


Sonntag, 31.7.2011 - 14. Tag

Statt Frühmesse gibt es Frühbaden. Frühstück dann wieder in der Sonne: Restbrot, Restkäse, Restmarmelade.
Alle Geschäfte haben geöffnet. In einem Supermarkt holt Peter Geld vom Automaten.

Wir nehmen eine Abkürzung durch das Innenland. Dort sind die Dörfer schlagartig ärmlich, teilweise verlassen. Die Bevölkerung kommt vom Kirchgang. In Obrovac trinken wir Kaffee und Wasser. Ein älterer Herr stellt sich akzentfrei als ehemaligen Kawasakifahrer vor. Er hatte jahrelang in Herrenhausen gewohnt und lebt nun wieder in seiner Heimat...

Die Auffahrt zum Alan-Pass im Velebit bringt unerwartet noch einmal Schotter. An einer der ersten Kurven steht ein Warnschild vor Landminen. Stimmt das wirklich noch heute?

Bei der Auffahrt hat Ralfs BMW „Schlupf“ am Hinterrad. Wir treffen einen Rennradfahrer aus der Slowakei, der Teerbelag erwartet hatte und keine Schotterpiste. Wir geben ihm Trinkwasser ab. Eine Pfadfindergruppe kommt uns zu Fuß entgegen.

Dann sind wir in der Winnetou-Landschaft – und wieder Minenwarnungen am Wegesrand. Die Ostseite des Bergmassivs ist dicht bewaldet. Auf einem Aussichtsturm futtern wir Schmalzgebäck.

Peter wechselt auf Maico-Modus, Ralf rollt sinnig bergab und Klaus folgt. Die Abfahrt wird schotterig, schließlich kommt wieder Teerbelag. An der Straßenseite stehen Schneestangen. Wie mag hier der Winter aussehen?

Wir kommen durch die Gegend um Gospic und haben alle einen Kloß im Hals: Minenfelder, zerstörte Häuser, Einschusslöcher, teils deutliche Spuren für Erschießungen an den Hauswänden – furchtbare Kriegserinnerungen.

Oben vom Traumpass Ošstarijska vrata haben wir einen wundervollen Blick auf die dalmatinische Küste und können weit über die Insellandschaft blicken. Wir sprechen uns wegen der vergangenen Kriegseindrücke aus – zu schockierend waren die Eindrücke. Und jetzt diese friedliche Aussicht: was für ein Gegensatz!

Unser letzter Campingplatz liegt in der Rača-Bucht und unser Abschiedsabend beginnt. Wir gehen in Restaurant, bestellen drei verschiedene Gerichte aber essen von allen Tellern gemeinsam.

Teile des Tagebuches werden vorgelesen und wir lachen uns schlapp.

Endlich bekommt auch Peters Transe einen Namen: Bergziege – und das ist ehrenvoll!


Montag, 1.8.2011 - 15. Tag

Der letzte Abbau, das letzte Frühstück, die Stimmung ist gedrückt. Nach einem kurzen Tankstopp in Crkvenica trennen wir uns im Smrika...

Spots:
Ralf – Luzie – Garminchen
Peter – Bergziege – die Matte
Klaus – Triene – die Schlappen

 

Luzies Rückfahrt von Italien über Österreich nach Tschechien und Deutschland zeigt der grüne Track:

 

Wer den Track als gpx.Datei (11,12MB) downloaden möchte: Luzie bringt dich hin...

 

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